Pressemitteilung: Bremen verspielt heute die medizinische Versorgung von morgen

Die medizinische Versorgung ist eine staatliche Kernaufgabe und muss auch als solche wahrgenommen werden. Bremen ist das einzige Bundesland, das tatenlos zurückbleibt, während alle anderen Bundesländer in eigene Studienangebote oder zumindest in tragfähige Kooperationen mit Universitäten und Förderprogramme investieren.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Bremen fordert: Bremen muss handeln – sonst droht der noch punktuelle Ärztemangel zur flächendeckenden Dauerkrise zu werden.

Eine aktuelle Auswertung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) bestätigt, was seit Jahren bekannt ist: Bundesländer mit eigenen Medizinstudienplätzen profitieren langfristig von einer höheren Ärztedichte. Wo hingegen keine Studienplätze angeboten werden, droht strukturelle Unterversorgung.

Bremen gehört neben Brandenburg zu den beiden einzigen Bundesländern ohne eigenes Medizinstudium. Brandenburg hat mit der Gründung einer Medizinischen Universität in Cottbus auf den drohenden Mangel reagiert. Bremen hingegen ist (leider noch) untätig geblieben. Statt eigene Strukturen aufzubauen, verlässt sich das Land auf die Nähe zur Universität Oldenburg. Fakt ist jedoch: Nur rund zehn Prozent der dort ausgebildeten Ärzte entscheiden sich für eine Tätigkeit in Bremen.

„Wenn Bremen keine eigenen Studienplätze schafft, dann müssen wenigstens sofort Förderinstrumente wie Stipendien, Ausbildungshilfen und Niederlassungszuschüsse eingeführt werden. Insbesondere Kooperationen mit nahegelegenen Universitäten, z.B. zur Aufstockung der dortigen Studienplatzzahlen sehen wir als Möglichkeiten und echte Chancen für Bremen an! Andernfalls werden andere Länder die zu wenigen jungen Ärztinnen und Ärzte dauerhaft an sich binden“, erklären die Vorstände der KV Bremen Dr. Bernhard Rochell und Peter Kurt Josenhans.

Die CHE-Studie unterstreicht auch: Bundesweit gehen jährlich rund 20.000 Bewerber für den Studiengang Humanmedizin leer aus, weil es viel zu wenige Plätze gibt. Während Länder wie Niedersachen, das Saarland oder Mecklenburg-Vorpommern ihr Angebot massiv ausbauen und durch Programme wie Landarzt-Stipendien gezielt für Nachwuchs sorgen, droht Bremen ohne eigene Fakultät, belastbare Kooperationen und zusätzlichen Förderprogrammen das Schlusslicht im Wettbewerb um den Nachwuchs für die ärztliche Versorgung.

„Es ist auch die Pflicht des Landes, geeignete Rahmenbedingungen für eine auch in Zukunft funktionierende medizinische Versorgung zu schaffen.  Wer nicht handelt, nimmt in Kauf, dass in Bremen und Bremerhaven künftig noch mehr Praxen leer stehen und Patienten keinen Arzt finden“, so die KV-Vorstände.

Die Situation ist schon heute angespannt. In der Stadtgemeinde Bremen sind aktuell 27 und in Bremerhaven sogar 35 Arztsitze unbesetzt. Das bedeutet: Ärzte der benötigten Fachgruppen könnten sich hier jederzeit niederlassen oder in Anstellung gehen.

„Ärzte, die es nicht gibt, kann die Kassenärztliche Vereinigung nicht verteilen, das versteht jeder!“, so die KV-Vorstände Rochell und Josenhans.  Die Politik hat den Kassenärztlichen Vereinigungen den sogenannten Sicherstellungsauftrag übertragen. Sie sollen die ambulante medizinische Versorgung der Versicherten gewährleisten. „Das geht aber nur, wenn genügend Mediziner ausgebildet wurden und zur Verfügung stehen.“

Darüber hinaus fordert die KV mit Nachdruck eine längst überfällige politische Diskussion über die Finanzierungsgrundlagen ihrer Fördermittel. Die heutigen Regelungen stammen aus einer Zeit der Ärzteschwemme. Die KV kann den akuten flächendeckenden Mangel an Nachwuchs nicht ausgleichen, indem sie die Honorare der weniger gewordenen Ärzte für die Ausbildung und Förderung neuer Ärzte investiert. „Das wäre so, als wenn der Bäcker seinen Unternehmensgewinn zur Förderung des Bäckernachwuchses an die Berufsschule abgeben muss und zusätzlich auch noch die Brötchen für die geschlossenen Bäckereien mitbacken soll.“

 

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