Die Konnektoren für die Telematikinfrastruktur müssen nach und nach ausgetauscht und durch neue Geräte ersetzt werden. Für viele Konnektoren verschiedener Hersteller läuft dieses oder nächstes Jahr die fünfjährige Nutzungszeit ab. Um die Kontinuität des Betriebes auch beim Übergang zur neuen Technologie-Generation „TI 2.0“ abzusichern und aufwändige Zwischenlösungen zu vermeiden, hat sich ein Hardwaretausch als insgesamt planungssicherste Lösung herausgestellt, teilt die gematik als TI-Betreiberin mit.
Mit der TI 2.0 – Stichwort „papierlose Praxis“ – setzt die gematik auf eine hardwarefreie Lösung: Praxen und andere Teilnehmer der TI würden dann nur noch eine Software als Zugangslösung benötigen. Nach jetzigem Stand wird die TI 2.0 allerdings frühestens in zwei bis drei Jahren an den Start gehen. So lange muss der Anschluss an die TI weiterhin über bestehende Anschlussmöglichkeiten gewährleistet sein und somit über einen Konnektor erfolgen.
Warum jetzt der Austausch?
Im Konnektor ist ein Sicherheitszertifikat eingebaut, das ihn zusammen mit dem Praxisausweis zum Zugang zur Telematik-Infrastruktur berechtigt. In der IT-Sicherheit sind diese Zertifikate in ihrer Laufzeit begrenzt, fünf Jahre ist sogar eine relativ lange Laufzeit. Auch die elektronischen Gesundheitskarten der Patienten werden nach Laufzeitende getauscht. Bekannt ist dieses Verfahren von den Bankautomaten: Auch deren Technik und unsere „EC-Karten“ werden regelmäßig getauscht.
Wann steht mein Austausch an?
Genau fünf Jahre nach Produktion des Konnektors kann sich dieser nicht mehr mit der Telematikinfrastruktur verbinden. Im Bereich der KV Bremen sind die ersten Konnektoren im 4. Quartal 2017 installiert worden, sie sind ab Juli 2017 hergestellt worden. Bei vielen Praxisverwaltungssystemen kann diese Restlaufzeit oder das Ablaufdaten eingesehen werden.
Wie läuft die Finanzierung?
Natürlich soll der Konnektortausch für die Praxen kostenneutral erfolgen. Darüber wird auf der Bundesebene derzeit noch verhandelt. Man kann davon ausgehen, dass die Rechnung für den Konnektor in der Höhe des Pauschalbetrages ausgestellt wird.
Was muss ich jetzt tun?
Die Hersteller haben einstimmig erklärt, ihre Kunden anzuschreiben und über den bevorstehenden Konnektortausch rechtzeitig zu informieren. Sie können aber versuchen, sich selbst über das Ablaufdatum des Konnektors im Praxisverwaltungssystem zu informieren. Die erste Rechnung für den Konnektor kann ebenfalls einen Anhaltspunkt geben, wenn Sie drei Monate Produktion einrechnen.
Drohen Sanktionen?
Ja, nach §291 SGB V ist allen Praxen, die keinen Versichertenstammdatenabgleich (VSDM) durchführen, die Vergütung um 2,5 Prozent zu kürzen. Das betrifft „die an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden Leistungserbringer“, wie es im Gesetzesdeutsch heißt. Solange Ihr Konnektor läuft und Sie einmal im Quartal einen VSDM machen, ist alles gut.
Und die TI 2.0?
Die TI 2.0 soll ohne Konnektoren auskommen. Darüber wird intensiv diskutiert und verhandelt. Nach aktuellem Stand der IT-Sicherheitstechnik dürfen Schutzkomponente und die zu schützenden Daten nicht auf demselben Geräte laufen. Ohne zusätzliches Gerät, sei es eine Firewall oder ein separater Router, wird man wohl nicht auskommen. Aber darüber wird noch verhandelt. Und das dauert! Bis dahin werden die Konnektoren erstmal durch neue Konnektoren ersetzt.
Hintergrund: Stufen auf dem Weg zur papierlosen Praxis
Dass alle Konnektoren ausgetauscht werden müssen, hat die Gesellschafterversammlung der gematik Ende Februar beschlossen. Die KBV als Vertretung der Niedergelassenen hat nur deshalb zugestimmt, „weil die gematik nach ausreichender Prüfung auch mit den Herstellerfirmen der Konnektoren uns keine sichere Alternative anbieten konnte“, sagt KBV-Vorstand Dr. Thomas Kriedel. Diskutiert worden war unter anderem eine Zertifikatsverlängerung. Diese wäre nach den Vorgaben des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik maximal bis Ende 2024 möglich gewesen – zu kurz, um die Zeit bis zum Start der TI 2.0, bei der die Konnektoren durch eine Software ersetzt werden sollen, zu überbrücken. Der Austausch wäre also nur verschoben worden. Hinzu kommt, dass nicht alle Hersteller von TI-Konnektoren eine Laufzeitverlängerung ermöglichen. Somit bestand ein erhebliches Risiko, dass nach Ablauf der Zertifikate Konnektoren nicht mehr funktionieren. Wenn der Konnektor ausfällt, sind digitale Anwendungen selbst wie das Einlesen der elektronischen Gesundheitskarte nicht mehr möglich – und das in einer Phase der Digitalisierung, wo auch Massenprozesse wie das eRezept und demnächst die eAU in die Anwendung gehen sollen. Die Hersteller haben versichert, Ärzten und Psychotherapeuten mitzuteilen, wann die Laufzeit ihres Gerätes endet und ihnen gleichzeitig ein Austausch-Angebot unterbreiten.