Gegen das Vergessen: Ausstellung zur Rolle der Medizin im Nationalsozialismus eröffnet

Mit einem feierlichen Festakt eröffnete die KV Bremen am 8. Oktober die Wanderausstellung „Systemerkrankung. Arzt und Patient im Nationalsozialismus“. Rund 100 Gäste, darunter zahlreiche Ärztinnen und Ärzte, nahmen an der Veranstaltung teil.

Die Ausstellung widmet sich einem besonders dunklen Kapitel der Medizingeschichte. In Texten, Fotografien, historischen Dokumenten und an interaktiven Medienstationen werden Lebensgeschichten jüdischer Ärztinnen und Ärzte erzählt, die entrechtet, verfolgt und ermordet wurden. Gleichzeitig beleuchtet die Ausstellung die Rolle von Medizinern, die sich aktiv an Zwangssterilisationen, Euthanasie-Verbrechen oder Menschenversuchen beteiligten. Der Titel Systemerkrankung verweist auf die umfassende Durchdringung des medizinischen Alltags durch die Ideologie des Nationalsozialismus.

Die Ausstellung basiert auf einem mehrjährigen Forschungsprojekt im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und wurde vom Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin kuratiert. Bis Ende Oktober ist sie in den Räumen der KV Bremen zu sehen, bevor sie nach Dresden weiterzieht.

Die Eröffnung wurde von eindrucksvollen Redebeiträgen begleitet. Landesrabbiner Natanel Teitelbaum erinnerte in seinem Grußwort an die Verantwortung, die Erinnerung lebendig zu halten. Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard betonte die Bedeutung der historischen Aufarbeitung für das ärztliche Selbstverständnis heute. KV-Vorstand Dr. Bernhard Rochell stellte den Bezug zur Standesorganisation her und sprach von einer „Mahnung, die eigene Rolle stets kritisch zu reflektieren“.

Kurator Sjoma Liederwald erläuterte die wissenschaftliche Entstehungsgeschichte der Ausstellung. Der Bremer Kulturwissenschaftler Achim Tischer trug eindringlich und detailreich Beispiele aus Bremen und Bremerhaven bei.

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